Verhaltenskodex für Berg & Natur – Teil 2

Gipfelglück für alle

Diesmal in Teil 2 von Ines „Verhaltenskodex für Berg & Natur“: Die Berge und die Natur sind für alle da, jeder darf sich an ihnen erfreuen und sie nutzen, um abzuschalten, zur Ruhe zu kommen, den Kopf auszulüften und aufzutanken. Um unsere schöne Natur zu schützen und um allen Mitmenschen ein sicheres und positives Bergerlebnis zu gewährleisten  gibt es ein paar „Spielregeln“ an die du dich und andere immer wieder erinnern darfst. Denn schließlich geht es am Berg ja nie um ein gegeneinander, dafür immer um ein MITEINANDER!

So, alle Vorbereitungen wurden getroffen (mehr dazu liest du im Teil 1, den findest du HIER), der Rucksack ist gepackt, die Wanderbegleitung ist mit dabei – dann kann es ja los gehen! Triffst du auf dem Weg andere Wanderbegeisterte, ist es in Österreich fast ungeschriebenes Gesetz zu grüßen. Ein „Hallo“, „Griaß di“ oder „Servus“ kommt immer gut an und ist manchmal auch Einstieg in ein kurzes, interessantes oder inspirierendes Gespräch.

Bleib am Weg & nimm nix mit!

Bitte halte dich außerdem an die Weg-Markierungen und kraxle zum Schutz der Natur nicht auf eigenen Pfaden durchs Gelände. Solltest du auf deinem Weg Tiere oder schöne Blumen sehen, darfst du gerne ein Foto machen oder diese aus der Ferne bewundern, bitte nichts ausreißen, pflücken oder zertreten, schon gar keine geschützte Pflanzen wie z. B. Enzian oder Edelweiß. Die Natur ist am schönsten, genau dort wo sie wächst und wo sie hingehört 😊

Bemerkst du auf deinem Weg – auch wenn du schon kurz vor deinem Ziel bist – dass es dir zu viel, zu steil, zu anstrengend wird oder, dass deine Kräfte nachlassen, dann ist es überhaupt keine Schande umzukehren! Lieber einmal umkehren oder eine längere Pause einlegen, als sich selbst zu überschätzen und sich unnötig in Gefahr zu begeben. Wenn du keine Kraft mehr hast, oder unkonzentriert bist, ist die Gefahr, dass dir etwas passiert, viel größer.

Verhaltenskodex kurz gesagt: Sei achtsam!

Das ist generell ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Unfälle können immer und überall passieren, meistens geht es viel zu schnell. Solange wir uns Menschen bewegen, solange werden Unfälle passieren, das ist nicht vermeidbar. Genau für solche Fälle gibt es die Bergrettung: für Unfälle und für unvorhersehbare Notfälle. Ich finde, wir als verantwortungsvolle Berggeherinnen sind dazu verpflichtet, die Gefahren am Berg für uns, sowie für unsere Mitmenschen so gering wie möglich zu halten! Das heißt, wir kennen unsere eigenen Grenzen, wir handeln verantwortungsbewusst und wir bringen uns nicht unüberlegt oder leichtsinnig in Situationen, die das Einschreiten der Bergrettung benötigen. Dir muss bewusst sein, du könntest nicht nur dein eigenes Leben riskieren, sondern auch immer das der Bergrettung!

„Die Bergrettung ist kein Taxi, wenn die Kraft nachlässt… Umkehren ist wirklich keine Schande!“

So Ines, der das sichere Erlebnis am Berg sehr am Herzen liegt.

Die Bergrettung ist kein gratis Taxi vom Berg runter, weil die Kraft nachlässt, die Tour doch länger dauert als gedacht, die falsche Ausrüstung mitgenommen wurde oder die eigene Kondition maßlos überschätzt wurde. Die Bergrettung ist für unvorhersehbare und unvermeidbare Unfälle und Notfälle, die Menschen im Dienst retten mitunter Leben und verdienen unseren größten Respekt.

Am Gipfel angekommen, und ist er noch so klein oder niedrig, darfst du stolz auf dich sein und in Ruhe eine Jausenpause einlegen, um Kraft zu tanken. Am Gipfel hast du ja erst die Hälfte der Tour geschafft, der Abstieg erfordert mindesten genauso viel Ausdauer und Konzentration.

Runter vom Gipfelkreuz!

Falls du dich am Gipfel mal über viel Andrang ärgern solltest, dann sei dir bewusst, du bist auch aus demselben Grund hier wie alle anderen. Jeder möchte raus in die Natur und jeder würde gerne ein Foto mit dem Gipfelkreuz machen. Das heißt, wenn es der Platz am Gipfel zulässt, ist es angebracht, nicht direkt unter dem Gipfelkreuz zu sitzen und dieses für sich selbst zu beschlagnahmen. Ich persönlich empfinde es auch immer als störend, wenn sich Leute im Gipfelbereich lautstark unterhalten oder sofort anfangen, eine Zigarette zu rauchen.

Die meisten Wandernden sind auf der Suche nach Ruhe und Frischluft und für ein gutes Miteinander am Berg sollte dies auch respektiert werden. Du darfst dich gerne im Gipfelbuch eintragen und einen Wanderstempel oder eine kurze Nachricht hinterlassen. Bitte denk aber daran, dass das Gipfelbuch vorrangig zur Nachverfolgung dient, ob und wann eine Person am Gipfel war, sollte diese in Bergnot geraten – es ist kein Malbuch.

Einen Punkt den ich gerne noch ansprechen würde, ist das Kraxeln aufs Gipfelkreuz. Ich weiß, die meisten Personen verfolgen keine schlechten Absichten und wollen einfach ein schönes Erinnerungsfoto mit oder auf dem Kreuz. Auch ich darf mich bei diesem Punkt nicht ausnehmen und muss zugeben, schon mal auf ein Gipfelkreuz geklettert zu sein, ich hab mich von engagierten Mitmenschen und enthusiastischen Wanderinnen aber eines Besseren belehren lassen.

Die Gipfelkreuze werden von Vereinen, selten auch von Privatpersonen finanziert, mühsam auf den Berg transportiert, errichtet und somit der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Ja, die Gipfelkreuze sind stabil, robust und halten einiges aus und damit sie das auch in Zukunft noch sind und sich noch viele weitere Wanderinnen an ihnen erfreuen können, turnen wir nicht auf ihnen herum.

Bevor du den Gipfel wieder verlässt und dich an den Abstieg machst, vergewissere dich bitte, ob du alles wieder eingepackt und keinen Müll hinterlassen hast. Auch Bananenschalen, Taschentücher und Zigarettenstummel haben in der Natur nichts verloren und gehören wieder mit ins Tal.

Verhaltenskodex auf einen Blick

Abschließend möchte ich die „Spielregeln“ noch einmal zusammenfassen und dich einfach bitten, mit Herz, Hirn und Respekt auf den Berg zu gehen. Sei achtsam mit dir selbst und unserer schönen Natur, damit uns diese auch noch lange erhalten bleibt.

  • Richtige Ausrüstung, passendes Schuhwerk, genügend Proviant
  • Wetter checken – Wind, Regen, Wetterumschwung, Schneelage, Lawinengefahr
  • Realistische Selbsteinschätzung
  • Die Tour richtet sich immer nach der Person mit der geringsten Erfahrung/ Kondition
  • Jemandem Bescheid sagen, wo du unterwegs bist
  • An Parkplatzregeln halten, Fahrgemeinschaften bilden, Öffis nutzen
  • Grüßen, an Wege halten, keine Pflanzen ausreißen
  • Bergrettung ist für Notfälle, Versicherung am Berg
  • Respekt gegenüber Mitmenschen – lautstarke Unterhaltungen, Rauchen vermeiden
  • Nicht aufs Gipfelkreuz kraxeln
  • Müll wieder mit ins Tal nehmen

Wenn dir noch weitere Punkte einfallen oder du gerne etwas hinzufügen möchtest, schreib den Austrian Mountain Girls gerne einen Kommentar, eine Nachricht oder ein Email. Wir freuen uns!

Und HIER geht´s zum anderen Beitrag von Ines!

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