Angst am Berg – Was tun?

„Höhenangst“ – ein Phänomen, dem wir auf unseren Touren immer wieder begegnen. Oft trifft es uns selbst oder auch ein anderes Mitglieder der Gruppe, mit der wir unterwegs sind. Doch was kann man dann tun? Günter ist Bergführer und beschäftigt sich schon lange mit diesem Thema. Er hat mir ein paar Tipps verraten, die ich mit euch teilen darf!

„Im Umgang mit Höhenangst ist es wichtig, dass auch die Bergpartner*innen die wesentlichen Faktoren kennen und anwenden können.“, sagt Günter. Dabei sind fünf relativ simple, aber umso wirkungsvollere Methoden entscheidend, die man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte und so präsent hat, wenn man sie gerade braucht.

  1. Atmen: Ruhiges und regelmäßiges Atmen, aber ganz besonders die Konzentration auf das Ausatmen, wirkt einer Hyperventilation entgegen. Zu hyperventilieren, bedeutet zu schnell zu atmen, was bei Gefühlen wie Panik und Stress schon mal vorkommen kann. Dabei hilft es auch ganz besonders, wenn die*der Partner*in einen stetigen und langsamen Atemrhythmus vorgibt.
    Die richtige Atemtechnik ist außerdem ein echter Geheimtrick, was Entspannung angeht. Und schließlich ist es das, was wir brauchen: Entspannung – damit wir wieder aus der Angstsituation herauskommen können.

  2. Fokus: Es kann hilfreich sein, wenn die Aufmerksamkeit von der empfundenen Bedrohung, etwa dem Tiefblick ins Tal, weggelenkt wird. Auch hier kann wiederum die*der Tourenpartner*in unterstützend wirken und beispielsweise ganz zielgerichtete Anweisungen für die nächsten Schritte geben, nämlich im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Hilfestellung sollte zwar richtungsweisend, aber ganz stressfrei angeboten werden. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, wenn man versucht, alle 5 Sinne „einzuschalten“, um so den Kopf wieder freizumachen von der Angst. So wird der Fokus wieder ins Hier & Jetzt gelenkt.

  3. Entspannung: Angst geht meistens auch mit einem erhöhten Muskeltonus einher, was bedeutet, dass deine Muskulatur angespannter ist und mehr Kraft aufwendet, als es eigentlich notwendig wäre. Durch geduldige und einfühlsame Vorschläge, wie das Ablegen des Rucksacks, die Arme und Beine auszuschütteln, sich hinzusetzen oder auch hinzulegen, etwas zu trinken oder einen Bissen zu essen, kann entspannend wirken. Natürlich können diese Techniken ganz besonders mit der adäquaten Atmung relaxierend wirken.

  4. Behutsamkeit und Geduld: Die Angst kann immer wieder zurückkommen, die Erwartung, sie zur Gänze „wegzutrainieren“, ist leider unrealistisch. Es geht darum, dass wir die Angst einerseits als wichtige Begleiterin erkennen, die uns im richtigen Ausmaß vor gefährlichen Situationen schützt und uns vor unbedachten Schritten bewahrt. Andererseits geht es darum, dass wir die Angst kontrollieren lernen. Dieser Prozess kann mitunter länger dauern und wird deshalb viel Geduld und auch Behutsamkeit verlangen. Günter verrät: „Es sind die kleinen Schritte am Anfang, die uns dann zur mittel- und langfristigem Erfolg führen.“

  5. Gemeinsam besser: Anstatt alleine zu üben, um sich etwas zu beweisen, ist es gerade am Anfang dieser Reise sehr sehr ratsam, wenn man gemeinsam trainiert! Günter warnt sogar: „Auf keinen Fall alleine trainieren! Ein*e Begleiter*in, die über deine Angst bescheid weiß, ist ein wichtiger Sicherheitsfaktor für dich und dein Vorhaben.“

Also schnappt euch eure Bergfreundin des Vertrauens, erzählt ihr von eurer Angst und versucht sie dann gemeinsam Schritt für Schritt zu überwinden und zu zähmen, sodass am Ende einer sicheren und angstfreien Bergtour nichts mehr im Wege steht!

Hast du schon einmal Höhenangst verspürt? Wie bist du damit umgegangen? Was hat dir geholfen? Oder hast du jemand anderen in einer Angstsituation unterstützt? Wie war dieses Erlebnis für dich?
Teile doch deine Erfahrung in den Kommentaren mit uns!

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