So gut wie alles, war früher (und ist es teils auch heute noch) der Bergsport fest in Männerhand und den Frauen vorenthalten. Doch nach und nach gab es immer wieder mutige Frauen, die sich über gesellschaftliche Normen hinwegsetzten und sich dem Bergsport hingaben. Es sind Frauen, die sich in den letzten Jahrhunderten bis in die Gegenwart auf verschiedene Art und Weise Berge hochkämpften. Es sind Frauen, die sich hohe Ziele setzten, Rekorde brachen und Geschichte schrieben. In dieser Reihe könnt ihr diesen Pionierinnen begegnen!
Am Weltfrauentag starten wir mit einer ganz besonders eindrucksvollen Alpinistin: Marie Paradis. Wie ihr Name schon andeutet, ist die Pionierin Französin, denn sie stammt ursprünglich aus der berühmten Kletterregion Charmonix. Dort wurde sie bereits 1778 geboren und auch heute erinnern noch zahlreiche Straßennamen, Cafés und auch Hotels beziehungsweise Appartements, die ihren Namen tragen, an Mademoiselle Paradis. Doch wofür ist Marie Paradis bekannt? Im wahrsten Sinne des Wortes „naheliegend“ lag ihr imposantes Bergziel, welches Charmonix überragt. Richtig geraten, es ist der Mont Blanc, der mit 4809 Metern der höchste Berg der europäischen Alpen und auch innerhalb der Europäischen Union ist: Im Jahr 1808 war sie die erste Frau auf diesem auch heute noch so beliebten Gipfel.
Im Kleid zum Gipfel
Während wir heute wirklich tolle Ausrüstung zur Verfügung haben, die uns den mühsamen und herausfordernden Aufstieg vereinfacht, waren die Mittel damals noch sehr begrenzt. Wenn Frauen sich im 19. Jahrhundert, aber auch davor und sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein sportlich betätigten, dann meist in langen Röcken und Kleidern. Noch vor 50 Jahren war es auch in Österreich Gang und Gebe, dass Frauen in Kleidern am Berg unterwegs waren und das selbst beim Skifahren! Neben der heute sonderbar anmutenden Bekleidung von Frauen, war das Bergsteigen damals eine Disziplin, die hauptsächlich Männern zugänglich war und sich für Frauen nur „wenig schickte“. (Übrigens ist der Bergsport und alle Disziplinen, die darunter fallen, auch heute noch eine Sportart, die männerdominiert ist.)
Frauen am Berg: Feminine Revolution!
Doch schon damals setzte sich über diese Konvention die 30-Jährige Marie hinweg und begann 1808 zunächst alleine mit dem Aufstieg. Mehr zufällig traf sie auf eine Gruppe von Männern, die einwilligten, Paradis mitzunehmen. Geht es nach verschiedensten Berichten, war das zunächst ein Glücksfall für sie, da die Bergsteigerin nach und nach an Kraft verlor und zeitweise auch von ihren Kollegen getragen werden musste, um sie schließlich auf den Gipfel zu bringen. Ob dies jedoch eine Geschichte ist, die sich Historiker (An dieser Stelle ganz bewusst nicht gegendert!) oder ihre Mitstreiter im Nachhinein ausdachten oder sagen wir einmal, anpassten, um wieder Männer als die Retter der Frauen darzustellen, soll in Frage gestellt werden. So wird gegenwärtig immer wieder Henriette d’Angeville als die erste Frau, die 1838 als erste Frau aus „eigener Kraft“ den Mont Blanc erklommen hat, genannt. Feststeht allerdings, dass es Marie Paradis war, die zu allererst den Gipfel der Alpen besiegt hat – denn dazu gehört nicht nur körperliche Kraft, sondern auch ein mindestens ebenso starker Wille! Deshalb war sie danach und ist es bis heute „Marie de Mont Blanc“.
Marie de Mont Blanc
In ihrem alltäglichen Leben war Marie Paradis eine Magd. Zum Zeitpunkt ihrer ersten Besteigung des Mont Blanc, war sie Bedienstete in einer Unterkunft, die auf dem Weg zum Gipfel lag. In verschiedenen Quellen wird ihre Situation so beschrieben, dass sie vor der Besteigung des Mont Blanc in sehr ärmlichen und einfach Verhältnissen gelebt haben soll. Nach der Expedition soll sie jedoch große Berühmtheit und auch ein Vermögen mit eben dieser gemacht haben, sie erlangte europaweit und international Bekanntheit. Um auch andere Bergsteiger*innen zu unterstützen, die den Mont Blanc bezwingen wollten, eröffnete sie eine Getränkeausschank, wo sie sich erfrischen konnten. Im Jahr 1838 beglückwünschte sie dann die zweite Frau am Mont Blanc Henriette d’Angeville. 1839 verstarb Marie Paradis im Alter von 61 Jahren.