Gleichberechtigt oder „Athleten“ 2. Klasse?
Wer kennt´s? Wenn du Selbstbewusstsein im Sport gesammelt hast, kannst du glücklicher, offener und zufriedener durch den Alltag gehen. Im Grunde wollen wir doch alle nur das Eine: Die Natur genießen und den Sport machen, den wir über alles lieben. So einfach könnte es sein! Aber ist es das auch wirklich? Werden wir Frauen im Bergsport angesehen und „akzeptiert“ wie Männer? Eine spannende Frage, der ich heute etwas auf den Zahn zu fühlen werde.
Frauen waren immer „präsent“ in der Bergwelt – mehr oder weniger. Auch früher (ca. Ende des 19. Jahrhunderts) gingen Frauen schon in die Berge, meist jedoch nur die, die aus der wohlhabenden und gehobenen Klasse kamen und es sich finanziell leisten konnten. Dagegen wurden die Frauen niederer Schichten auf ihre Grenzen verwiesen, innerhalb derer sie als Mutter und Ehefrau funktionieren sollten.
Ausgerechnet eine Bauerntochter soll als erste Frau im Jahr 1857 den höchsten Berg Österreichs – den Großglockner mit 3798m – erzwungen haben. Genannt wurde sie die „Glocknerfrau“. Belegt wurde dies allerdings nie, denn eine Frau der unteren Schicht hatte ja quasi nichts am Berg verloren, weshalb diese Erstbesteigung kaum dokumentiert und damit so gut wie nicht belegbar ist.
Gleichgültig, ob die Frauen Adelige oder arm waren, fanden auch sie sich in ihrer „Community“ sehr ähnlichen Problemen ausgesetzt: Nicht nur mussten sie alpinistische Höchstleistungen erbringen, sondern mussten zusätzlich dem gesellschaftlichen Gegenwind standhalten. So kann vermutet werden, dass die Frauen von damals sich noch mehr profilieren mussten gegenüber ihren männlichen Kollegen – wahrscheinlich noch mehr als es heute der Fall ist. Doch wie ist das heute im Jahre 2024? Werden wir Frauen in der Bergwelt immer noch herabgestuft beziehungsweise diskriminiert – oder haben wir mittlerweile Ansehen erlangt?
„Ich gehe meinen Weg und ich glaube, das tun viele Frauen“
Diese schöne Aussage stammt von Gerlinde Kaltenbrunner. Sie gilt als eine der besten Alpinistinnen der Welt und hat als erste Frau, alle 8000er ohne Sauerstoff bestiegen. Auch ihr wurden anfangs keine solchen Spitzenleistungen zugetraut, denn als Frau könne man doch nicht die gleichen Leistungen erbringen wie die männlichen Sportler. Doch sie hat allen, mit ihrem Mut, ihrem Willen und ihrer starken körperlichen Performance immer und immer wieder das Gegenteil bewiesen.
Besonders ermutigend ist, dass Frauen von heute freier sind, wenngleich wir uns in einer männerdominierten Welt immer wieder beweisen müssen. Egal ob beim Wandern, Bergsteigen, Skitourengehen und all den weiteren Disziplinen im Alpinismus, jede Frau sollte das machen wofür ihr Herz schlägt! Unsere schöne Bergwelt gilt für viele Frauen als Sehnsuchtsort, wo sie sich verwirklichen können, Abenteuer erleben und die eigenen Grenzen kennen lernen dürfen. Genießen wir doch diese einzigartigen Momente in unserer wunderschönen Natur, laufend, wandernd, kletternd, … Denn diese Momente bleiben uns immer in Erinnerung. Wir lassen uns solche Augenblicke nicht mehr von der Gesellschaft verbieten.
Frauen im Bergsport – Ganz normal oder immer noch verpönt?
Und gerade in der heutigen Zeit, in einer Zeit von Instagram und Facebook, wo viele Menschen ihre tollen Bergabenteuer mit der medialen Welt teilen, bleibt kein Platz mehr für „darf ich“ oder „darf ich nicht“, oder für „kann ich“ oder „kann ich nicht“? Seien wir uns ehrlich, die Menschen, die alles in Frage stellen, die dann vielleicht noch Sprüche klopfen, wie: „Die hat zwei kleine Kinder zu Hause und rennt immer auf den Berg… Die sollte doch lieber zuhause bleiben.“, lassen wir uns nicht unterkriegen und folgen mutig unseren eigenen Vorstellungen.
Meiner Meinung nach sind wir gegenwärtig schon weit fortgeschritten, was Gleichberechtigung angeht. Was brauchen ist, dass alle alles tun dürfen (auch müssen!) und das biologische Geschlecht oder die Geschlechtsidentität keine Limits mehr darstellen. Für unsere Gesellschaft wünsche ich mir, dass wir den Mut haben uns vorwärts zu bewegen in Richtung absoluter Gleichberechtigung, Anerkennung gegenüber allen und ihren Leistungen – unabhängig vom Geschlecht – und, dass alle ihr Leben leben dürfen, nach ihren Vorstellungen. Und an alle Skeptiker*innen da draußen: „Lasst uns doch einfach mal machen – es wird sicher gut werden!“
Autorin des Texts – Nicole Bergmann – ist selbst leidenschaftliche Bergsportlerin. Sie hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und bietet Events rundum Bewegung, Natur und Ernährung an. Somit beweist sie einmal mehr, dass Frauen genauso in den Bergsport gehören und mental sowie körperlich zu allem in der Lage sind!
Mehr zu Nicole findest du HIER.
Mehr zum Thema Gleichberechtigung findest du HIER.
Außerdem findest du HIER Beiträge über Pionierinnen am Berg.