Flaschenpost aus den Anden

Lena auf Wanderschaft

„Du kannst doch nicht… deinen Job in einer renommierten Firma kündigen… Nichts “Gescheites” aus deinem teuren Studium machen… Deine tolle Wohnung kündigen… Arbeitslos sein… In ein so gefährliches Land reisen, ganz ohne ohne Plan…“, sagten sie zu mir. Doch ich verrate euch etwas: Diese Zeilen schreibe ich aus einem kleinen Café an der kolumbianischen Karibik-Küste. Und kann mit Zufriedenheit verkünden, dass ich das doch “einfach so” kann! Mittlerweile bin ich seit 9 Wochen unterwegs. Wie ich vom Zweifeln in Österreich zum Reisen in Kolumbien gekommen bin, das erzähle ich euch in diesem und weiteren Beiträgen der Kolumne „Flaschenpost aus den Anden“.

Brav, fleißig, nachvollziehbar – meine Story

Hi, ich bin Lena, 27 Jahre alt und komme aus einer kleinen Gemeinde in Oberösterreich. Bisher war der Lauf meines Lebens, würde ich behaupten, sehr linear. Ich ging zur Schule, machte Matura, danach ein 9-monatiges Praktikum in Großbritannien, studierte in Wien für meinen Bachelorabschluss, ging für das Masterstudium nach Irland. Suchte mir dann einen Job in Wien. Brav, fleißig und nachvollziehbar.

Lange Reisen kannte ich nur aus Urlauben, die genau das waren, ein Urlaub – ein paar Tage chillen mit allem was dazugehört und bloß nicht weniger als der Standard daheim. Und das ein Mal im Jahr für eine Woche und ein bis zwei verlängerte Wochenenden. Am besten in ein westliches Land nach meinen Gewohnheiten. Außerdem war für mich das Thema Sicherheit auch immer schon sehr wichtig und alles, was nicht so ganz nach Plan lief, verunsicherte mich. Zum Glück sind Urlaube ja geplant und führen uns meist in Länder, die nach westlichem Stand auch als sicher gelten. Erzählungen übers Backpacken fand ich zwar immer sehr interessant, jedoch konnte ich es nie so wirklich nachvollziehen. Und so ging es eben mit meinen bisherigen Routinen und Gewohnheiten weiter.

Was ich jedoch nicht wusste, war, dass meine zwei Auslandsaufenthalte unbewusst etwas ganz Großes wachsen ließen in mir. Sie haben meinen Horizont erweitert, mir Einblicke verschafft in andere Lebensstile und mir gezeigt, dass es mehr Möglichkeiten gibt als die, die ich von Zuhause bereits kannte. Diese Zeit hat mein Leben nicht nur verändert, sondern vergrößert und dazu geführt, dass ich eine große Entscheidung getroffen habe.

Was mich zurückbringt an den Anfang dieser Geschichte und all die Menschen aus meinem Umfeld, die das laut aussprachen, was auch mir ganz leise durch den Kopf ging: “Aber du kannst doch nicht einfach…!” – Es stimmt, einfach war es nicht, aber so weiter zu leben wäre noch schwieriger gewesen!

Endlich anfangen zu leben… oder?

Vor zwei Jahren dachte ich, mein Leben geht endlich los. Raus aus dem Dasein als Studentin und rein ins Erwachsenenleben. Mein erster Job in einer super Firma, mit meinem Freund in unsere erste gemeinsame Wohnung ziehen und endlich unabhängig von meinen Eltern werden. Ich hab´s endlich geschafft! Oder? Ein paar Monate lang fühlte es sich wirklich so an. Mir machte die Arbeit Spaß, ich war motiviert und ich fühlte mich glücklich. Doch nach und nach verschwand dieses Gefühl immer mehr und es fühlte sich nichts mehr richtig an.

Ich spürte keine Selbstwirksamkeit im Job – Wozu verbringe ich dann den Großteil meines Tages dort? Die Wohnung fühlte sich zu klein an und ich verbrachte Stunden damit, mich durch Wohnungsanzeigen zu klicken, die ich in Wirklichkeit gar nicht in Erwägung zog. Die Stadt wurde mir zu eng, doch zu meinen Eltern aufs Land wollte ich auch nicht zurück. Die Frage, die sich mir in dieser Zeit immer wieder stellte war: “Ist das wirklich alles? Soll das mein Leben sein? Sieht so Leben aus und muss ich einfach damit klar kommen?”. Eine Zeit lang war meine Antwort darauf: “Vielleicht bin ich das Problem und muss einfach lernen, mich anzupassen?!”

Verlaufen im Dschungel der Erwartungen

Dann stellte sich mir jedoch noch eine Frage: “Für wen lebst du?”. Die Antwort darauf war nicht: “Für den Job, der mir keine Freude bereitet aber meine Miete bezahlt, für die Menschen die der Meinung sind, dass das Leben halt hart ist oder dafür, dass ich sagen kann jeder investierte Cent in mein Studium hat sich ausgezahlt!”. Die Antwort darauf war und ist: “Ich lebe für mich!”

Und als ich dann mein Leben damit abglich, fielen mir die Entscheidungen, die ich zu treffen hatte auf einmal gar nicht mehr so schwer. Klar, musste ich mich der Meinung vieler stellen, die diese Entscheidungen nicht befürworteten. Was aber nun den Unterschied machte, war mein Selbstbewusstsein. Zu wissen, dass ich jede dieser Entscheidungen für mich traf und die Menschen, die es mir auszureden versuchten, eigentlich nur enttäuscht darüber sind, dass sie das für ihr eigenes Leben nicht getan haben oder tun. Wie ein Spiegel, den ich ihnen vorhalte und der oft sehr viel Schmerz reflektiert.

Raus in die Prärie, rein ins Unbekannte!

Step 1: Job kündigen. Dieser Schritt mag vielleicht nach außen leicht erscheinen angesichts der Tatsachen, die ich gerade mit euch geteilt habe, doch das war er ganz und gar nicht. Vor allem, weil ich keinen Plan B hatte. Was passiert danach? Wie finanzierst du deine Wohnung? Bist du dann arbeitslos? Du kannst doch nicht einfach so…! Tja, auch ohne eine Antwort auf all diese Fragen wusste ich, dass Plan A der einzig richtige für mich war, auch wenn mir beim Gedanken daran oft übel wurde vor Angst. (Rückblickend habe ich diese Entscheidung, die ich vor etwa 9 Monaten traf noch keinen einzigen Tag bereut.)

Die Zeit danach hat sich angefühlt, als hätte ich mir das größte Geschenk auf der Welt gemacht – mir und meinen Wünschen Gehör geschenkt. Auf einmal machte ich mir auch keine Sorgen mehr, wie es weitergehen sollte, denn ich hatte wieder Vertrauen, dass alles gut werden wird. Mit diesem Gefühl ging ich über zu…

Step 2: Wohnung kündigen? Dieser Punkt stand rot in unserem Kalender. Mein Freund und ich starrten diesen Punkt Wochen lang immer wieder fragend im Kalender an. Können wir das einfach so machen? Wenn man diese Frage nach außen stellt, bekommt man viele Antworten, stellt man sie sich selbst, ist die Antwort wiederum simpel. Einfach wird es nicht, aber machen können wir es. Und genau das haben wir getan. Ohne Plan B und was danach passieren wird, gingen wir mit Plan A voran. Wir hatten es einfach im Gefühl und das reichte uns fürs Erste.

Step 3: Was jetzt? Eine neue Wohnung wollten wir nicht, beruflich wussten wir beide nicht in welche Richtung – also sagten wir uns: “Wenn nicht jetzt, wann dann?”. Wir wollten immer schon mal gemeinsam ins Ausland, jetzt war der Zeitpunkt offenbar gekommen. Also zählten wir unsere Ersparnisse zusammen und kauften ein One-Way Ticket nach Kolumbien.

Wieso gerade dieses “gefährliche” Land? Genau, weil es uns ein mulmiges Gefühl gab! Nicht viel darüber zu wissen, außer die Schauergeschichten der Nachrichten, dass wir die Sprache nicht sprechen, dass das Land auf der anderen Seite der Welt liegt und wir ohne den Luxus aus Österreich auskommen müssen. Das waren für uns die Punkte, die voller Potential steckten, um unser persönliches Wachstum voranzubringen. All das war Grund genug für unsere Entscheidung in dieses Flugzeug zu steigen und, dass wir bis heute nicht wissen, wann wir wieder zurückkommen werden.

Mein Geschenk an dich

Wenn ich dir eines hier mitgeben darf, dann, dass du deinen Wünschen Gehör schenken darfst. Es sind nicht einfach nur „Hirngespinste“, die ignoriert werden sollen. Schau sie dir an und finde eine Weg, sie wahr werden zu lassen. Wie auch immer dies für dich aussieht. Lass die Antwort auf die Frage – “Für wen lebst du?” zu “FÜR MICH!” werden!

Meine Reise hier hat gerade erst begonnen und trotzdem habe ich schon so viel gelernt. Losgelöst vom Alltag und den gewohnten Routinen kommt sehr viel hoch, das angeschaut und bearbeitet werden will. Genau deshalb bin ich hier und ich freue mich euch auf diese Reise mitzunehmen, wo auch immer sie noch hinführt – emotional und auch geografisch!

Wenn es Themen oder Fragen gibt, die ihr gerne im nächsten Post lesen möchtet, schreibt sie gerne in die Kommentare oder per DM auf Instagram an @lenas.wanderings.


Flaschenpost aus den Anden

Lena Hutterer ist Austrian Mountain Girls der ersten Stunde und bereichert den Verein nicht nur dank ihrer schönen Bilder und Videos, die einzigartige Momente festhalten. Sondern auch dank ihrer authentischen und mitfühlenden Art und Weise – manchmal ganz sanft und zurückhaltend und manchmal quietschvergnügt und sprudelnd vor Energie!

Wir dürfen uns ab jetzt monatlich auf einen inspirierenden Beitrag von Lena freuen. Folgt ihr unbedingt auf Instagram, um auch zwischendurch Reise-Updates zu erhalten – @lenas.wanderings

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