Wenn das „good life“ plötzlich nicht mehr gut läuft

Oder davon, wenn die Seele eine Veränderung braucht

Unsere Autorin Julia Kastler setzt sich im neuen Blogbeitrag damit auseinander, dass die Fassade des „good life“ auch mal bröckeln kann: Auch ein von außen perfekt erscheinendes Leben ist nicht (immer) perfekt. So kann das hormonelle Auf und Ab während des Zyklus unser Leben zur Achterbahnfahrt machen. Und manchmal braucht es dann eine Veränderung, damit die Seele wieder glücklich sein kann. Euch erwarten ehrliche, persönliche und mutige Worte.

Körperliche Einschränkungen: keine. Psychische Befindlichkeit: nicht beachtet. Eine Selbstdiagnose. Aber darf eine sportbegeisterte Frau nicht auch mal müde und antriebslos sein und eine Pause vom Sport brauchen? Instagram zeigt uns Frauen, die gefühlt täglich einen Gipfel erklimmen, oben ohne zu schwitzen ankommen, die Freiheit allein zu sein hochpreisen und scheinbar frei von jedem negativen Gedanken sind. Aber haben wir nicht alle mal einen Durchhänger und null Bock auf Bergsteigen, einen Lauf oder auch nur das Sofa zu verlassen um uns ein Glas Wasser zu holen?

Von außen perfekt, das #goodlife.

Es gibt Situationen, da geht es einer Frau mental nicht gut. Diese können zyklusbedingt sein oder andere Gründe wie Stress oder Liebeskummer haben. Manchmal mag frau sich auch einfach selbst nicht. Und das ist Okay.

Oft kommt da die Frage auf, ob Sport nicht dieses Down nicht sogar zu heilen vermag. Denn wir wissen, dass Bewegung sowohl bei Menstruationsschmerzen lindernd wirken kann, als auch Endorphine und andere Glückshormone und Stimmungsaufheller ausschüttet. Doch manchmal ist frau so stark in ihrer Situation verfahren, dass sie die Energie nicht mehr aufbringen kann. So erzählt eine Betroffene auf Instagram:

Wenn das „good life“ mal gut war…

„Ich liebe mein Leben. Bin unabhängig. Bin frei. Habe meinen Konsum aufs Mindeste reduziert und kann mich dadurch beruflich so freispielen, dass ich täglich einen Berg besteigen kann. Natürlich poste ich meine Skitouren auf Insta. Aber eigentlich brauche ich den Fame, anders als Influencer, nicht. Trotzdem scrolle ich täglich durch die Storys fremder Leute und lasse mich beeindrucken. Aber ich fühl mich gut, weil ich weiß, ich hab´s mindestens genauso schön.
Doch dann verändert sich meine Lebenssituation. Ich merke, ich fühl mich nicht mehr wohl in meiner Haut. Ich bin nicht mehr unabhängig, frei und minimalistisch. Nein, ich liebe ganz plötzlich mein Leben nicht mehr. Irgendwas stimmt nicht mit mir…“

„Ja, ich identifiziere mich mit meinem bisherigen Lifestyle und wenn mich Bekannte ansprechen, dann bewundern sie mich genau dafür und sagen mir, dass auch sie schon immer denselben Traum hatten – Aber sie leben ihn nicht. Ich lebe ihn. – Und dann fühle ich mich alleine. Doch Halt! Ich möchte wieder „gesellschaftsfähig“ sein. Ich möchte Vollzeit arbeiten. Ich möchte eine Wohnung. Ich möchte mit meinem Partner kompatibel sein. Ich möchte Familie. Und eigentlich möchte ich einfach ein stinknormales Leben, das niemanden auf Instagram interessiert.“

„Aber sie leben ihn nicht. Ich lebe ihn!“

Erzählt eine Frau über den Lebenstraum vom „good life“.


„Und dann beginnt sich das Rad zu drehen… Ich habe viel Zeit, die ich nicht mehr für Sport nutze. Ich habe viel Zeit, die ich jetzt lieber mit Gedanken wie Selbstmitleid fülle, in der ich mir Sorgen mache und die ich nicht mehr genießen kann. Mein Körper ist fein, meine Psyche ist es nicht. Mein Körper wird es auch bald nicht mehr sein. Ich habe meinen eigenen Ruf nach Veränderung überhört. Mein Körper ist auch nicht mehr gesund – zumindest brauche ich jetzt keinen Sport mehr zu machen.
Aber was, wenn mir mein Körper etwas sagen möchte? „Warum hörst du denn nicht auch auf deine Seele?“ Ich halte inne und höre hin. Ich bin dankbar dafür, dass ich mich spüre. Ich finde zu mir. Ich hab keine Ahnung wo es mich hintreibt, aber ich weiß ich will wieder auf den Berg, ich will wieder schwimmen, biken und laufen und ich möchte ein bisschen was von einem 0815-Leben haben.“

Auch dieser Frau auf Instagram, die wir am Anfang des Textes beschrieben und vergöttert haben, geht es nicht immer nur gut. Egal ob körperlich, weil verletzungsbedingt, aufgrund der Zyklusphase oder wegen ihrer Psyche – wir brauchen alle mal eine Pause. Diese Pause auch zu nehmen ist mutig. Anderen zu sagen, dass man gerne in den Bergen ist, aber aktuell keine Kraft hat Sport zu machen ist auch mutig.
Manchmal helfen gute Gespräche mit Freund*innen, Weinen und den Körper auf ein Minimum runter zu fahren, um danach wieder mit voller Stärke unser aller Leidenschaft nachgehen zu können und diese vor allem auch wieder genießen zu können – eine richtige Pause eben in der man sich die Berge mal von unten ansieht, so in einen Perspektivenwechsel kommt und den eigenen Standort reflektieren darf.

Unsere Autorin Julia Kastler ist eine dieser Frauen, die mit Kraft und Mut durchs Leben geht! Doch auch Julia hat Erfahrungen mit dem Pausemachen gemacht – derzeit erholt sie sich von einem Beinbruch und reflektiert ihren Standort in ihrem eigenen Leben. Julia arbeitet in einem Bio-Verein in Oberösterreich und ist als Skilehrerin über die Landesgrenzen hinaus tätig. Mit Bus und Katze bereist sie Europa und entdeckt dessen Berglandschaften.

Du möchtest mehr Texte lesen, die ähnliche Themen behandeln? Dann schau gerne HIER vorbei!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert