Ich bewege mich nun seit gut eineinhalb Jahren als „Digital Creator“ auf Instagram und seit kurzer Zeit zähle ich auch zu den „Bloggern“. Schön und gut und auch richtig cool! Und dennoch verfluche ich es oft, Digital Creator beziehungsweise Bloggerin zu sein. Warum? Das lest ihr im heutigen Blogbeitrag.
Dass Instagram und Co. richtige Arbeit ist und richtig viel Arbeit ist, habe ich zuvor selbst nicht gedacht. Dass ich selbst mal auf diesen Plattformen Erfolg haben würde und Kooperationen mit renommierten Firmen eingehen würde oder gar Markenbotschafterin sein würde, hätte ich noch weniger erwartet. (Und war nebenbei bemerkt für mich auch nicht der Grund, warum ich die Austrian Mountain Girls gegründet hab.) Dass ich Digital Creator beziehungsweise „Influencerin“ geworden bin, hat sich eigentlich viel mehr einfach so ergeben und bietet mir die Möglichkeit das zu tun, was ich gerne mache: Frauen unterstützen und ermutigen, mich mit Bergsport auseinanderzusetzen, neue und schöne Orte mitten in Österreich kennenzulernen und zu schreiben.
Und dennoch hadere ich oft mit dem, was ich tue.
Denn mittlerweile nimmt meine Online Community, die mir nicht nur sehr am Herzen liegt, sondern auch ein (Teilzeit)Beruf für mich wurde, ganz schön viel Zeit in Anspruch. Damit die Beiträge und Themen ihre Qualität nicht einbüßen, erfordert das ein ganzes Stück an Planung und anderen organisatorischen Skills: Wann poste ich dies, wann das? Warum poste ich zu diesem und jenem Zeitpunkt dies und jenes? Welches Zeitmanagement ist sinnvoll, welches weniger? Wann poste ich etwas über diese und wann über jene Zusammenarbeit? Und wann mache ich Fotos für diese und jene Collaboration? Wer macht die Fotos? Denn ich kann ja schlecht selbst vor der Kamera stehen und gleichzeitig mit Selbstauslöser, Seflie-Stick und ähnlichem Schnickschnack richtig gute Fotos schießen… An welchem Ort nehmen wir die Fotos auf, passen die Licht- und Wetterverhältnisse? Danach muss ich sie noch bearbeiten, einen Text verfassen und durchdacht und bestens getimed posten. Und so weiter…
Es kommen also wirklich einige Arbeitsstunden zusammen. Wie viele Arbeitsstunden pro Kooperation zusammenkommen, kann ich nur schwer sagen, weil die unterschiedlichen Kollaborationen ganz unterschiedliche Anforderungen stellen. Dass es sich dabei aber um richtige Arbeit handelt, stelle ich mittlerweile kein bisschen mehr infrage. Denn als Digital Creator bist du alles auf einmal! Du stehst vor der Kamera und manchmal auch dahinter, als Fotografin, bist Journalistin, Mediendesignerin, Grafikerin, Denkerin, Managerin, Sekretärin, Steuerberaterin, teilweise auch Rechtsberaterin und deine eigene Assistentin, als auch deine eigene Chefin. Das macht das Ganze zwar unheimlich spannend und abwechslungsreich, aber auch extrem anspruchsvoll und teilweise auch wirklich anstrengend!
Und das Seltsame: Für all diese Arbeit bekommen Influencer, Digital Creator, Blogger und wie man „uns“ auch nennen möchte, meistens kein oder nur sehr wenig Geld. Meistens bekommen wir sogenannte PR-Samples, also „kostenlose“ Produkte zur Verfügung gestellt, die wir dann beispielsweise in unseren Posts zeigen und erwähnen sollen.
Es geht also ganz konkret um Werbung. Und Werbung ist so gut wie nie gratis oder kostenlos. Jeder Banner am kleinsten Dorfball Österreichs wird deshalb aufgehängt, weil die Sponsor*innen dafür den Ball finanziell unterstützen. Warum sollte deshalb ein Produktbericht, der weitaus mehr Personen erreicht und noch dazu auf die „richtige“ Personengruppe abzielt, gratis sein? Warum sollte eine Produktplatzierung, die außerdem verlangt, dass professionelle Fotos gemacht werden, die anschließend bearbeitet werden müssen, darüber ein Text verfasst werden muss und und und, gratis sein beziehungsweise nur mit „kostenlosen“ Produkten vergütet werden?
Eben. Es macht doch keinen Sinn.
Warum schreibe ich eigentlich „kostenlose“ Produkte unter Gänsefüßchen? Das ist pure Absicht, denn kostenlos sind all die Produkte auch dann nicht, wenn ich sie um 0,00€ von Firmen zur Verfügung gestellt bekomme. Nein, denn auch diese Produkte müssen versteuert werden. Ich muss also Steuern für etwas bezahlen, wofür ich selbst nie Geld verdient habe. Wie soll das langfristig funktionieren? Wie soll ich mein Unternehmen damit langfristig aufbauen?
Und ganz ehrlich: Auch wenn ich mich wirklich über all die coolen und hilfreichen Produkte freue, irgendwann brauche ich dann zumindest Geld, um mir einen zusätzlichen Schrank zu kaufen, um dort das x-te Produkt zu verstauen…
Genauso wenig möchte ich auch diesen verschwenderischen Lebensstil widerspiegeln, den (leider) so viele Instagramer*innen propagieren. Ich benötige wirklich nicht jede Saison einen neuen Rucksack, 2-3 neue Jacken, neue Leggings oder Trinkflaschen. Es wird dadurch nicht nur mein Schrank immer voller, ich fühle mich auch irgendwann übersättigt und sogar ein bisschen überfordert mit all den Dingen. Weshalb ich lieber dafür Werbung mache, in nachhaltige und langlebige Produkte zu investieren und zu zeigen: „Hey, dieses Shirt trage ich jetzt schon 2 Saisonen lang. Es ist immer noch schön, erfüllt immer noch seinen Zweck, macht all das mit, was ich beim Bergsport brauche und wird bestimmt auch die kommenden Saisonen mitmachen.“ Das an sich wäre doch schon eine hervorragende Werbung und das größte Kompliment für Firmen. Oder?
Wie seht ihr dieses Thema? Seid ihr der Meinung, dass Blogging und Instagram Arbeit sind und auch so entlohnt werden sollte? Oder denkt ihr, dass die PR-Samples als Bezahlung ausreichen?
Schreibt mir doch gerne eure Meinung und/oder Erfahrungen in die Kommentare!
Wie immer freue ich mich sehr über Austausch mit euch.
Alles Liebe,
Eva von den austrian.mountaingirls
Ich hab schon einigen Firmen abgesagt weil mir die Produkte nicht zu gesagt haben und nur bei mir herumliegen würden und ja mir wärs tatsächlich oft lieber man würd weniger unnötiges Zeug bekommen sondern nur was man braucht und tatsächlich etwas Geld. Steht ja auch für die Qualität wenn man es in 2 Jahren immer noch tragen kann.
Aber Instagram soll vorallem Spaß machen und das steht für mich im Vordergrund, nicht der Profit!
Dann geht´s dir ganz ähnlich wie mir. Ich denke auch, dass es manchmal klüger ist abzusagen, als irgendetwas davon zu bekommen, was man gar nicht braucht!
Der Spaß-Faktor ist natürlich nach wie vor mitentscheidend, aber bei mir auch immer wieder der Ressourcen-Faktor. Manche Kooperations-Partner*innen erwarten richtig viel, was dann auch dementsprechend viel Zeit, Energie usw. in Anspruch nimmt. Ich denke, dass es darum geht, dass Geben und Nehmen ausgewogen sind 🙂
Hallo liebe Eva,
wirklich ein schön geschriebener Beitrag mit deinen Gedanken zu diesem Thema.
Wir sind da ganz bei dir! Super, dass du auch das Steuer-Thema erwähnst, denn dass Content Creator diese „kostenlosen“ Produkte auch versteuern müssen, ist vielen nicht bewusst. Auch den Zeitaufwand, der hinter eines jeden Auftrags steckt, unterschätzen viele.
Vor allem, wenn man es gut und engagiert macht, nimmt das immerhin doch viel Zeit in Anspruch.
Liebe Grüße
Carolin und Sascha
@mrandmrsheigl
Hallo ihr zwei und danke für eueren Kommentar!
Ja, dass wir für alles, egal ob Produkte oder eben Geld, Steuern zahlen müssen, das wissen oder bedenken die wenigsten. Leider! Auch die wenigsten Firmen…
Gerne könnt ihr den Beitrag auch teilen, verlinken usw., wenn ihr auf das Thema aufmerksam machen möchtet 🙂