Verantwortungsbewusster Umgang mit Outdoor-Apps

1 Wochenende mit Komoot im Nationalpark Gesäuse – Teil 2 von 3

Vielleicht nutzt ihr ebenfalls Outdoor-Apps für eure Tourenplanung. Mittlerweile gibt es ja wirklich unzählige davon. Sie unterstützen uns in der Vorbereitung auf unsere Abenteuer. Dennoch ist es wichtig, sich nicht zu 100% und ausschließlich darauf zu berufen. Es bleiben immer noch die Eigenverantwortung, individuelle Voraussetzungen und regionale Bestimmungen.
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Trotz der wertvollen Unterstützung von diversen Apps, wie zum Beispiel von Komoot, können wir trotzdem nicht einfach so blind und kopflos drauflos laufen. Wenngleich die Apps mittlerweile schon ganz vielseitige und top-fortgeschrittene Möglichkeiten bieten, ersetzen sie nicht unsere menschliche Wahrnehmung und unseren damit verbundenen Verstand. In diesem Beitrag thematisieren wir den verantwortungsbewussten Umgang mit Outdoor-Apps, wie Komoot.

Wetter-, Witterungsbedingungen und Co.

So können die Tools beispielsweise nicht für uns übernehmen, wenn es um die Beurteilung der aktuellen Wettersituation geht. Insbesondere im Gebirge ziehen in den Sommermonaten oftmals rasch Gewitter auf, die zuvor gar nicht vom Wetterdienst angekündigt wurden. Und somit erst recht nicht in der App aufscheinen hätten können.

Damit einhergehend, sind es Bedingungen und Beschaffenheiten zum Beispiel der Wege, die sich oft sprichwörtlich über Nacht komplett verändern. Am Vorabend gab es einen heftigen Sturm, nun liegen quer über den Weg verstreut riesige Äste. An ein Duchkommen ist nicht zu denken. Oder es hat vielleicht ganz stark geregnet, so stark, dass es sogar einen Teil des Weges weggespült hat. Ein Überqueren wäre viel zu gefährlich.

Oder aber es handelt sich um einen Weg, der vor einem Jahr, ja vielleicht sogar vor nur wenigen Monaten noch, easy zu nehmen war. Heute wuchern aber hüfthoch die Brennesseln und ich komme weder mit meinem Bike durch noch zu Fuß. Dass du den Weg so vorfindest, obwohl er auf Komoot als passierbar und ohne Probleme angezeigt wurde, kann beispielsweise damit zusammen hängen, dass Verantwortliche vor Ort den Weg nicht so pflegen, wie es eigentlich notwendig wäre.

Und das sind nur wenige Beispiele von vielen weiteren Möglichkeiten, wo unser – sagen wir einmal „Hausverstand“ – gefragt ist. Vollkommen unabhängig von dem, was uns etwa Komoot vorschlägt. Trotz der Möglichkeit auch solche kurzfristigen und womöglich zeitlich begrenzten Hindernisse direkt an Komoot zu melden, liegt es dennoch nicht im Machtbereich der App, all solche Bedingungen alsbald an die Realität anzupassen (Wenngleich Komoot wirklich sehr bemüht ist, alle Meldungen zu berücksichtigen! Doch dies bedarf wiederum einer Überprüfung z.B. durch eine*n Ranger*in, die dann wiederum an Komoot rückmelden usw. Es ist also sehr aufwändig immer alles top-aktuell instand zu halten.). Was bleibt, das ist wiederum die Eigenverantwortlichkeit!

„Der Weg war viel leichter als beschrieben… Der Weg war viiiiiieeeeel zu schwierig für uns…“

Solche Sätze fallen immer wieder, wenn jemand von der eigenen Komoot-Erfahrung erzählt. Und ja, auch uns ist es schon so ergangen. Doch liegt das tatsächlich im Verantwortungsbereich der App? Wohl kaum, wenn wir uns ehrlich sind. Denn die subjektive Einschätzung ist doch nicht nur bei jeder Person anders, auch bei ein und derselben Person kann sich die Tagesverfassung innerhalb von Stunden  total verändern.

Entscheidend ist nicht nur hier sondern auch im obigen Punkt, dass wir stets eigenverantwortlich sind und bleiben! Nicht deshalb, weil sich Apps hier rechtlich aus der Bredouille ziehen möchten. Viel mehr deshalb, weil wir es sind, die für uns selbst entscheiden müssen, ob uns etwas zu schwierig und damit zu riskant ist.

Du musst für dich entscheiden, ob du umkehrst oder weitergehst.

Wir müssen entscheiden, ob wir die nötigen Skills für eine bestimmte Kletterpartie mitbringen, zu müde sind, um auch diesen Gipfel noch zu machen, Angst haben und deshalb absturzgefährdet sind oder uns eine Bike-Tour zu anstrengend geworden ist und wir besser umdrehen. Das, was zählt, ist, dass wir wieder gut nachhause kommen und das kann uns – trotz des Fortschritts – eine App nicht abnehmen.

Schütze das, was du liebst

Neben der Verantwortung gegenüber uns selbst, sind wir immer auch verantwortlich für den Lebensraum Natur, in dem wir uns bewegen. Auch in punkto Natur- und Artenschutz ist es wichtig, dich vorab mit dem Gebiet vertraut zu machen. Dabei können dir folgende Fragen behilflich sein:

  • Befinde ich mich in einem speziellen Schutzgebiet?
  • Muss ich hier besondere Regeln beachten?
  • Gibt es ein zeitlich begrenztes Begehungsverbot?
  • Kann ich mich über Komoot oder andere Quellen schon vorab oder später vor Ort informieren?

Viele der hier genannten Themen kannst du tatsächlich über die App Komoot nachschlagen. So findest du speziell in Nationalparks immer wieder Zonen auf deiner digitalen Landkarte, die als Schutzgebiet beschrieben sind. Meist wirst du auch direkt in deiner Routenplanung nochmals dezidiert darauf hingewiesen. So kannst du nachlesen, wen oder was zu schützen ist.

Zusätzlich wirst du über spezielle Regeln, die in einem Gebiet gelten, ausdrücklich hingewiesen. So auch auf Begehungsverbote, die meist zeitlich begrenzt auftreten. Da kann es zum Beispiel schonmal vorkommen, dass dir Komoot die Tour „über den Haufen wirft“. Begehungsverbote sind meist direkt in der App hinterlegt und nehmen deshalb direkten Einfluss auf deine Routenplanung.

Andere hilfreiche Infoquellen sind natürlich die Seiten der Nationalparks Österreich. Hier kannst du dich wirklich in aller Ausführlichkeit über lokal geltende Bestimmungen informieren. Nicht nur deshalb lohnt sich ein Vorbeischauen auf jeden Fall!

Neue Wege – Naturbelassene Wege

Im Nationalpark Gesäuse gibt es seit kurzem eine ganz neue Wegkategorie: „Naturbelassene Wege“. Diese unberührten Pfade laden zum achtsamen Wandern ein. Das dahinterstehende Konzept baut darauf auf, dass kaum Eingriffe vorgenommen werden, sodass sich die facettenreiche unberührte Natur erleben darf und gleichzeitig auch entdecken lässt.

Was beim Durchwandern dieser Wege auffällt, ist der verwilderte oder unaufgeräumte Eindruck. Dieser entsteht durch das viele Totholz, das man entlang des Weges sieht. Totholz entsteht dadurch, dass ein umgestürzter Baum liegengelassen wird und somit weiterhin als Lebensraum und auch Nahrung für zahlreiche Tiere und andere Pflanzen dienen kann.

Auch für die Wasserspeicherung spielt das tote Holz, das eigentlich noch so voller Leben ist, eine wichtige Rolle. Ein Kreislauf der Natur in den quasi nicht eingegriffen wird. So kann ein umgestürzter Baum auch nach seinem Absterben noch mindestens genauso lange seiner Umgebung dienen, wie er zuvor.

Bleib immer achtsam

Doch bei dem Totholz ist auch erhöhte Aufmerksamkeit von uns Wander*innen gefordert: Werden abgestorbenen Bäume nicht gefällt, zurechtgestutzt oder im umgestürzten Zustand vom Weg geräumt, wie es normalerweise der Fall wäre, kann das Risiken mitsichbringen. Hier wird daher auf Eigenverantwortlichkeit gesetzt. Damit einhergehend erfolgt seitens des Nationalparks entsprechende Aufklärung und Beschilderung. Folgende Dinge könnt ihr jedoch auch selbst beim Durchlaufen solcher Wege beachten:

  • Auf absturzgefährdete Äste achten
  • Keine Pause unter Bäumen mit hohem Totholzanteil einlegen
  • Ungewöhnliche Knackgeräusche bei Bäumen wahrnehmen
  • Vermeide oder umgehe diese Passagen bei starkem Wind und/oder Schneedruck
  • Bleib auf markierten Wegen

Grundsätzlich ist es immer wichtig auf den ausgeschilderten Wegen zu bleiben! Das hat den einfachen Grund, dass wir dadurch so wenig Spuren im Unberührten hinterlassen, wie irgendwie möglich. Wir schützen dadurch wertvolle Natur- und Lebensräume, die bei kleinsten Organismen, Moosen und anderen Pflänzchen beginnen, über Insekten und Kleintiere bis hin zu großen Säugetieren und Vögeln führe. Denn sie passen ihre Leben auf die Gegebenheiten an.

Zwar sind sie alle super anpassungsfähig – was ein eigenes faszinierendes Thema für sich ist – doch zu viel Eingriff in ihre Routinen stresst sie enorm sodass sie sich nicht mehr so entfalten können, wie es für ein nachhaltiges Dasein notwendig ist. Die Lebewesen wandern ab und sterben im schlimmsten Fall aus, weil ihr Habitat wegen der Menschen immer kleiner wird und schließlich verschwindet. Eine Kettenreaktion mit verheerenden Folgen!

Hast du gewusst, dass…

… in Österreich zahlreiche Tierarten vom Aussterben bedroht sind? Zum Beispiel Wildbienen, Luchse, Feldhamster, Seeadler, Bachforelle, Feldlerche und viele mehr.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Informiere dich vor jeder Tour gut über das Gebiert in dem du dich aufhalten wirst
  • Dreh um, wenn du einem nicht überwindbaren Hindernis begegnest
  • Gehe verantwortungsbewusst bei der Routenplanung vor
  • Bleib immer auf den markierten Wegen egal ob beim Wandern, Skitouring, Biken, …
  • Beachte Schilder, die du am Wegesrand entdeckst und halte dich unbedingt an die darauf stehenden Regeln
  • Nimm alles mit, was du mitgebracht hast. Nimm alles mit, was nicht auf natürliche Art und Weise in dieser Region vorkommt (z.B. Bananenschalen)

Für weitere und tiefergehende Infos hierzu und zu anderen spannenden Themen, folge den Links:

Text: Vali Burgstaller und Eva Hupfer
Redaktion & Layout: Eva Hupfer
Bilder: Vanessa Blankenagel

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