Der Nationalpark Gesäuse – Dort, wo dich das Unberührte berührt

Teil 3 von 3

„Nichts berührt uns so, wie das Unberührte“ – So lautet das Motto der österreichischen Nationalparks. Eines sei dir versichert, dich wird dieses Unberührte im Nationalpark Gesäuse ganz gewiss in seinen Bann ziehen. Vali war für die Austrian Mountain Girls mit dabei beim Komoot Hike & Learn. In diesem Beitrag berichtet sie uns von ihren Main Learnings, die sie vom Wochenende mit nachhause genommen hat.
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In Österreich gibt es sechs Gebiete, die zu Nationalparks erklärt wurden. Eine Fläche von insgesamt 2.395 km². Sie dient der Natur als Entfaltungsmöglichkeit und wird durch den Menschen wenig bis gar nicht beeinflusst. Betrachten wir die Landkarte, so ist zu erkennen, wie klein die Nationalparks im Vergleich zu den übrigen Landesflächen sind. Insgesamt belegen die Nationalparks nur 3% der Gesamtfläche von Österreich. Nur 3% im Land, wo sich die Natur in einem Bereich – geschützt vor dem Menschen- Großteils ungestört entfalten und entwickeln darf. Zu hoch ist die jährliche Bodenversiegelung und andere Eingriffe durch den Menschen, daher müssen wir Nationalparks besonders beschützen. Gründe dafür könnt ihr im folgenden Blogpost nachlesen.

Wie wird ein Gebiet zum Nationalpark?

Um den Status eines Nationalparks zu erlangen bedarf es strengen Anforderungen, die bereits vor der Ernennung erfüllt sein müssen und natürlich auch im späteren Verlauf strikt eingehalten werden müssen. Es gelten die Kriterien und Richtlinien der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Die Einhaltung dieser muss vom Bund und auch den Bundesländern eingerichtet und sozusagen gepflegt werden. Werden die strengen Reglements nicht eingehalten, so können Nationalparks ihren Status auch wieder verlieren. Es ist also alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Es ist viel mehr ein Commitment oder ein Versprechen gegenüber der Natur, ihr Erholung zu ermöglichen und ihre Ökosysteme zu schützen.

Ein Beispiel aus dem strengen Reglement der IUCN (Weltnaturschutzorganisation) ist der Verzicht von jeglicher wirtschaftlicher Nutzung von mindestens 75% der Fläche. Dazu gehört auch der „Prozessschutz“, der besagt, dass sich in diesem Teil des Nationalparks die Natur frei entfalten darf und soll. Auf den übrigen 25% des Nationalparkgebiets , die auch Bewahrungszone heißt, darf beispielsweise eine Almwirtschaft betrieben werden.

Ziele und Aufgaben im Nationalpark

In den Nationalparks passiert trotz der Vorgaben sehr viel: So wird hier die Natur erforscht. Es werden Wildtieren in ihrem Verhalten beobachtet und evaluiert. Auswirkungen und die Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme an den Klimawandel werden beurteilt. Zudem wird vom Aussterben bedrohter Tiere ein letztes Refugium geboten, welches auch für die Zukunft als ihr Lebensraum bewahrt werden soll. Beispiele dafür sind der Luchs oder der Flussuferläufer. Der Schutz der Biodiversität steht ebenso auf der Tagesordnung, wie das Erlebbarmachen von Natur in ihrem ursprünglichen Zustand für Jung und Alt. Denn: „Was der Mensch kennt, das schützt er. Was der Mensch nicht kennt, das schützt er auch nicht.“

Artenvielfalt – Die Summe des Verschiedenen

Besonders beeindruckend ist die Artenvielfalt im Nationalpark Gesäuse. Die Artenvielfalt ist die Summe der verschiedenen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, sowie Mikroorganismen, die innerhalb eines Lebensraumes oder geografischen Gebietes vorkommen. Neben unzähligen schönen Pflanzen, gibt es auch viele Tiere, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen. Nationalparks schaffen einen Lebensraum für jene Lebewesen, deren Lebensraum ansonsten zerstört oder stark bedrängt ist.

Hast du gewusst, dass…

… Vögel in Drohnen eine drohende Gefahr sehen und sie deshalb angreifen. Durch die Rotorblätter können die Tiere stark verletzt werden und sogar verenden. Drohnenflüge sind deshalb nur mit speziellen Drohnen (z.B. Rotorblätter aus Kautschuk) und einer Sondergenehmigung erlaubt.

Verzichte auf die Vogelperspektive, denn am Boden lässt sich genug entdecken!

Während unserem Aufenthalt im Nationalpark Gesäuse konnten wir seltene Schmetterlinge und die Gelbbauchunke bewundern. Die Gelbbauchunke gehört zu den Amphibien und gilt als Froschlurch. Sie hat eine ganz besondere Eigenschaft, denn das intensive gelbe Muster am Bauch, das der Gelbbauchunke auch ihren Namen verleiht, ist bei jedem Exemplar anders. Ähnlich individuell ist es demnach wie der menschliche Fingerabdruck. Daneben dienen die teils sehr schroffen Steinwände dem Steinadler als Heimat. Und auch fünf Luchse sind im Nationalpark zuhause. Auch sie sind vom Aussterben bedroht. Einen großen Einfluss auf den geringen Bestand hat die Wilderei.


Um das empfindliche Ökosystem in der Waage zu halten, hat jedes Tier und jede Pflanze im Nationalpark eine ganz bestimmte Aufgabe. Der Luchs sorgt beispielsweise dafür, dass Population des Rotwilds oder der Gämse nicht unkontrolliert anwächst. Denn fressen mit Vorliebe Jungbäume an, welche für den nachhaltigen Baumbestand entscheidend sind. Sie sind es übrigens auch, die unabkömmlich für einen Lawinen-Schutzwald notwendig sind. Sogar giftige Pflanzen haben ihre Rolle im System. Denn sie dienen den Tieren – in kleinen Mengen verzehrt – als Antiparasitikum und dämpfen dadurch den Wurmbefall. Schließlich sind es Insekten und Pilze, die dabei helfen den Wald aufzuräumen indem sie beispielsweise umgefallene Bäume zersetzen. Es ist ein symbiotisches „Hand in Hand“ Arbeiten von Natur als Lebensraum und den darin lebenden Tieren.

Nichts berührt so, wie das Unberührte.

Ranger*innen – Die guten Seelen der Nationalparks

Was, es gibt Ranger*innen in österreichischen Nationalparks? Ja, du hast richtig gelesen, die gibt es nicht nur in Mittelamerika, Kanada oder Afrika, sondern auch bei uns. Erst nach einer umfangreichen Ausbildung erstreckt sich deren vielseitiger Aufgabenbereich unter anderem von Forschungsarbeiten, Tierbeobachtungen, Gebietskontrollen bis hin zur Überprüfung der vorgeschriebenen Regeln, die es einzuhalten gilt. Während die kalte Saison eher ruhiger ist, haben die Ranger*innen im Sommer Hochsaison. Neben ihren alltäglichen Aufgaben, gibt es ein breites Angebot, welches sie unterstützen. Es werden geführte Wanderungen veranstaltet, Schulklassen kommen ins Naturcamp mitten im Wald und auch die Brutzeit der Steinadler wird achtsam überwacht.

So kannst du den Nationalpark Gesäuse unterstützen!

Es gibt viele Wege, um Nationalparks zu unterstützen. Begonnen beim achtsamen und rücksichtsvollen Umgang mit der Natur. Das beginnt bei einer sorgfältigen Recherche und Tourenplanung vor eurem Ausflug (z.B. mit Komoot) und führt weiter zum Einhalten der vorgegebenen Regeln. Du kannst auch aufmerksam deine Touren beschreiten und im Nachhinein Auffälligkeiten melden. Das kann etwa ein verletztes oder totes Tier sein, das du beobachtet hast. Schäden am Weg oder auch fehlende beziehungsweise kaputte Beschilderung. Ganz schnell geht das Ausfüllen des Formulars: Beobachtung melden

Außerdem findest du im Veranstaltungsprogramm des Nationalparks ein abwechslungsreiches und interessantes Angebot. Viele Veranstaltungen sind kostenlos. Natürlich kannst du auch spenden, um die Arbeit der Ranger*innen finanziell zu unterstützen und die Forschungsarbeit ebenso.
Ein ganz besonderes Highlight sind allerdings immer noch die geführten Wanderungen mit Ranger*innen: Du lernst viel über deine eigene Heimat und kannst dich mit Expert*innen austauschen. Im weiteren Verlauf kannst du dein Wissen mit deinem Umfeld teilen und somit sogar Aufklärungsarbeit leisten. Weitere Infos dazu findest du unter folgendem Link Nationalpark erleben.

Die Nationalparks Austria und der Nationalpark Gesäuse sind auch auf Instagram. Schau vorbei, abonniere die Accounts, teile deine Erlebnisse und lass dich vom Unberührten berühren: @nationalparksaustria & @nationalparkgesaeuse

Unser Tipp:

Vereinbare eine geführte Wanderung mit Ranger*innen.

Erfahre aus erster Hand, was Naturschutz bedeutet und wie du selbst das schützen kannst, was wir alle so lieben.

Jeder Schritt hat Folgen

Umso mehr wird dadurch bewusst, wie sehr jeder einzelne Schritt, den wir gehen, Einfluss hat auf die Natur. Der Mensch – also wir alle – zerstören durch unsere Lebensweise sehr viel. Wann auch immer wir uns in der Natur aufhalten und ganz besonders, wenn wir uns in einem Nationalpark befinden, gilt es Regeln einzuhalten:

  1. Bleibe auf den markierten und beschilderten Wegen – zu jeder Jahreszeit.
  2. Nimm deinen Müll wieder mit nachhause. Auch Biomüll (z.B. Reste von nicht heimischen Früchten oder Gemüse) und „Kleinigkeiten“, wie Taschentücher.
  3. Hunde sind an der Leine zu führen.
  4. Geheime Wege bleiben geheim! Teile nicht jedes „Geheimplatzerl“ auf Social Media und Co. Magische Orte bleiben nur magisch, wenn sie geheim bleiben.
  5. Campen ist nur an den offiziellen Stellen erlaubt. Gilt natürlich auch für Vans.
  6. Es gilt ein Drohnenverbot im gesamten Nationalpark, da Drohnen Vögel stören und sogar verletzen/töten können.

Text: Valerie Burgstaller
Redaktion: Eva Hupfer
Bilder: Vanessa Blankenagel

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